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Regina José Galindo / Karina Theurer – Gespräch

Im Gespräch mit der Anwältin Karina Theurer von der Menschrechtsorganisation ECCHR wird die Künstlerin Regina José Galindo über Femizide und patriarchale Gewalt sprechen. In Guatemala ist Femizid seit 2008 Straftatsbestand (Gesetz gegen Femizide und anderer Formen der Gewalt gegen Frauen), in Deutschland gibt es diese Einordnung geschlechtsmotivierter Morde bisher nicht. Femizid, der Mord an Frauen aufgrund ihres Geschlechts, ist jedoch kein lateinamerikanisches Phänomen. Viel zu oft werden Frauenmorde hierzulande als „Familientragödie“, „Eifersuchtsdrama“ oder - wenn es einen Migrationsbezug gibt - als „Ehrenmord“ bezeichnet. Theurer und Galindo werden zusammen mit der Kuratorin der Ausstellung „This Might Be A Place For Humningbirds“, Antje Weitzel, nicht nur über die juristischen und statistischen Fakten diskutieren, sondern auch über die gesellschaftlichen und strukturellen Hintergründe, die patriarchalen Bedingungen, die Femizide ermöglichen.

In der Ausstellung „This Might Be A Place For Hummingbirds“ zeigt Regina José Galindo die Arbeit Presencia (Präsenz), eine Performance- und Fotoserie. Für diese Arbeit schlüpft Galindo in Kleider ermordeter Frauen. Jedes der Kleider ist eine Leihgabe der Familie der Ermordeten. Die Angehörigen sehen darin ihre Erinnerung an den geliebten Menschen manifestiert. Die Künstlerin selbst sagt über die Arbeit: „Presencia ist ein Performance-Projekt, das seine Energie von diesen Frauen bezieht, die man zum Verstummen gebracht hat. Auf diese Weise wollen wir sie wieder zurückfordern, über sie sprechen und ihre Leben in Ehren halten.“ Mit ihrer Arbeit bezieht die Künstlerin Stellung zu der hohen Zahl an Femiziden in Guatemala und zu einer Kultur der Misogynie, die auch über Guatemala hinaus anzutreffen ist. Zugleich wird die Dringlichkeit einer Auseinandersetzung mit Gewalt gegen Frauen, sexueller und patriarchaler Gewalt als globales Phänomen deutlich.
Karina Theurer arbeitet seit 2017 beim ECCHR, einer gemeinnützigen und unabhängigen Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Berlin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Rechte, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sowie anderen Menschenrechtsdeklarationen und nationalen Verfassungen garantiert werden, mit juristischen Mitteln durchzusetzen. Theurer lehrt zudem an der Humboldt-Universität und im Rahmen weiterer universitärer Programme Völkerrecht, feministische und postkoloniale Rechtskritik, Menschenrechtsdurchsetzung im Mehrebenensystem sowie Verfassungsrecht.

Die Veranstaltung findet in der Pop-up-Bar „Las Golondrinas“ der Künstlerin Maya Saravia statt.

Die Ausstellung „This Might Be A Place For Hummingbirds“, kuratiert von Çağla Ilk und Antje Weitzel, die vom 16. November 2019 bis 5. Februar 2020 in der Galerie im Körnerpark zu sehen ist, wird unterstützt durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa / Programm Spartenoffene Förderung und das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa).

Eine Frau steht links im Bild - rechts liegen Blumben der Trauer an die Hauswand gelehnt
© Regina José Galindo
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