• Artist Talk

Marilyn Boror – Zur Macht von Namen

In ihrem Artist Talk wird die Künstlerin, Aktivistin und Vermittlerin Marilyn Boror mit Sebastian Eduardo über Kolonisierung, strukturellen Rassismus und ihr Projekt „Edicto cambio de nombre“ (Erlass zur Namensänderung) sprechen.

In Guatemala einen Namen rechtlich zu ändern kostet nur 3.000 Quetzals, umgerechnet etwa 350 Euro, und muss lediglich in den lokalen Zeitungen veröffentlicht werden. Ein Jahr lang notierte Boror jede Namensänderung in den Zeitungen. 440 indigene Gutemalteken änderten ihren Namen. Um den Prozess zu verstehen, änderte die Künstlerin ihren eigenen Maya-Kaqchikel Nachnamen zu „Castillo Novella“, Namen von zwei der mächtigsten Familien Guatemalas. Sie gab ihre Namensänderung in populären Zeitungen bekannt und die Aktion wurde schnell viral.
Für Boror ist die Praxis der Namenänderung ein Beispiel dafür, wie sehr die Kolonisierung bis heute fortwirkt und die Gesellschaft bestimmt. Die verinnerlichte Unterdrückung veranlasst die Menschen, ihr indigenes Erbe zugunsten der Assimilation an eine westlich-eurozentrische Welt zu negieren. Der strukturelle Rassismus in Guatemala diskriminiert die Maya-Bevölkerung seit Jahrhunderten, auch wenn sie statistisch die Mehrheit im Land bilden.

Marilyn Boror wurde 1984 in einer Maya-Kaqchikel-Community in San Juan Sacatepéquez, an der Grenze zu Guatemal-Stadt, geboren. In ihrer Praxis, nutzt die Künstlerin und Aktivistin Sprache und ihren eigenen Körper als politischen Raum, um daran die Kontinuitäten der tief verwurzelten patriarchalen, rassistischen und kolonialistischen Machtverhältnisse und Herrschaftspraktiken offenzulegen.

Sebastián Eduardo [Dávila] wurde 1993 in Guatemala-Stadt geboren und studierte Kunstgeschichte und Filmwissenschaft in Jena (B.A.), Mexiko-City und Berlin (M.A.). Er ist Doktorand des Graduiertenkollegs „Kulturen der Kritik“ an der Leuphana Universität in Lüneburg, Deutschland, vorläufiges Thema: „Die dekoloniale Wende in Praktiken und Begriffen der Gegenwartskunst im Guatemala des Postkrieges. Eine Kunstgeschichte der Entkoppelung.“

Die Veranstaltung ist Teil des Projekts „This might be a place for humming birds“, kuratiert von Cagla Ilk und Antje Weitzel, das vom 16. November 2019 bis zum 5. Februar 2020 in der Galerie im Körnerpark, Berlin-Neukölln, gezeigt wird.

Unterstützt durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa / Programm Spartenoffene Förderung und dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa).

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